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Der Kochsalzzusatz

Kochsalz wird häufig dem Aquarienwasser zugesetzt. Der Pfleger erwartet positive Auswirkungen für den Gesundheitszustand seiner Fische. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass höhere Dosierungen nachteilig sind und z. B. den Schlupf verzögern.

Einleitung

Der Kochsalzzusatz stellt ein altes Hausmittel dar, mit dem Aquarianer der Erkrankung ihrer Fische vorbeugen oder diese heilen wollten. Es waren sicherlich nicht erst Dr. Walter Foersch oder andere Züchter, die in den 50-er Jahren den Teelöffel Kochsalz auf 10 l Wasser empfahlen. Diese Erkenntnis ist bestimmt schon älter.

Es wurde aber auch differenziert. So verwies Dr. Foersch (1956) zur Pflege und Zucht von Cynolebias (jetzt Austrolebias) nigripinnis darauf, dass dieser Zusatz in diesem Falle nicht unbedingt erforderlich, jedoch als Schutz gegen Haut- und Flossenerkrankungen sowie Kiemenentzündungen zu empfehlen sei. Helmut Pinter (1998) hebt in seinem Buch zur Zucht der Nothobranchius-, Cynolebias- und Pterolebias-Arten hervor, dass ein derartiger Zusatz zwar empfohlen, sich in der Praxis jedoch als überflüssig erwiesen hätte und behält diese Auffassung bis in die neueste Auflage seines Buches bei. Während ich ihm bei Cynolebias- und Pterolebias-Arten zustimme, habe ich gerade bei Nothobranchius entgegengesetzte Erfahrungen gesammelt, auch wenn ich nur wenige Arten pflegte und noch weniger züchtete. Diese Feinheiten sollen nicht Gegenstand dieses kurzen Beitrages sein. Ich möchte vielmehr die Verfahrensweise der Praxis aufgreifen und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen vergleichen. Hierbei können die Grenzen des zu erwartenden Nutzens aufgezeigt werden. Denn beim Kochsalzzusatz wird zwar häufig auf diesen einen Teelöffel pro 10 l zurückgegriffen, nicht selten wird er jedoch auch verdoppelt und verdreifacht, weil von einer entsprechend gesteigerten Dosierung doppelter oder dreifacher Schutz erwartet wird.

In unserem Hobby wird häufig beklagt, dass es verhältnismäßig wenige anwendbare Forschungsergebnisse gäbe, die auf Aquarienfischen basieren oder mehr oder minder direkt auf diese übertragen werden könnten. Darüber wird leicht übersehen, dass Untersuchungen an Nutzfischen mit sicherlich nicht allzu gravierenden Einschränkungen Hinweise für die Aquarienfischhaltung geben. Zudem stellt Danio zebra, unser schon fast legendärer Zebrabärbling, einen Testorganismus in der Wissenschaft dar, zu dem es allerlei Untersuchungen gibt. In beiden Fällen sind Rückschlüsse auf unsere Tiere in den heimischen Aquarien erlaubt. So stellt sich die Situation auch zum Kochsalzzusatz dar.

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Einzelversuche

Zum Verständnis sei vorangeschickt, dass die Dosierung von Kochsalz ganz einfach berechnet werden kann. Ein Liter Wasser stellen 1000 ml dar. Wird hierin ein Gramm gelöst, so erhalten wir - weil es sich um die Verdünnung auf ein Tausendstel handelt - eine Dosierung von 1 mg/l. Dies entspricht 1‰.

Zum Thema selbst erscheint von den vielen Einzelversuchen zunächst einmal erwähnenswert, dass sich ein Salzzusatz von 0,4 % positiv beim 4,5 stündigen Transport von einsömmrigen Zandern erwies. Der Transportstress wurde hier an der Ammoniakproduktion und der Verringerung von Leberglykogen gemessen. Beachtlich erscheint, dass erst sechs Tage nach dem Transport die Differenzen zwischen den Transportgruppen (es wurde auch eine Testeinheit ohne Zusatz untersucht) wieder ausgeglichen waren.

Daneben kennen wir weitere konkrete Hinweise aus der Literatur. So nennt Schäperclaus (1990) eine Wirkung bis zu 6 ‰ gegen Trichodina, Chilodonella, Costia sowie Saprolegnia. Auch zu anderen Erkrankungen gibt es konkrete Anwendungsempfehlungen. Bauer und Rapp (1988) verwenden Kochsalz als Transport-, Kurzzeit- und Dauerbad in Konzentrationen von 2 - 30 ‰ zur Stoffwechselanregung und Bekämpfung von Protozoonosen. Wen nähere Einzelheiten interessieren, dem wird die angeführte Literatur weiterhelfen.

Wenn wir uns jedoch Gedanken über die Gefahren einer Kochsalzanwendung hingeben wollen, sollten wir den Hinweis von Bauer und Rapp registrieren, wonach Kochsalz zwar die harmloseste Substanz zur Parasitenbekämpfung sei. Gleichzeitig heben diese Autoren aber auch die geringe therapeutische Breite von Kochsalzbädern hervor. Diese Auffassung vertreten auch Amlacher (1986) und Schäperclaus (1990).

Noch deutlicher werden sinnvolle Anwendung und möglicher Schaden eines Salzzusatzes in Versuchen, die im Institut für Binnenfischerei Berlin-Friedrichshagen vorgenommen wurden. Wenn wir über den Schaden des Kochsalzzusatzes sinnieren, führt die Frage zwangsläufig zur Toxizität des NaCl. Hier setzt das Ergebnis aus Berlin-Friedrichshagen an. Dabei wurde davon ausgegangen, dass nach Amlacher (1986) und Schäperclaus (1990) Cypriniden empfindlicher als Salmoniden auf NaCl reagieren, Hecht und Zander wird eine mittlere Empfindlichkeit beigemessen, Brachydanio rerio soll zwischen Karpfen und Regenbogenforelle eine mittlere Stellung einnehmen (Meinelt, 1990).

Lebende Eier des Zebrabärblings wurden dem 144-Stunden-Embryo-Larval-Test mit Konzentrationen von 0, 2, 4, 8, 16 und 32 ‰ unterzogen. Die Abnahme des Schlupfes war durch zwei Faktoren bedingt:

1. Natürliche Abnahme durch den ab 48 Stunden beginnenden Schlupf der Larven;

2. Absterben lebender Eier durch äußere Einwirkung, z. B. Begiftung.

Wir können uns für unsere Zwecke wohl eine breitere Diskussion der in der Arbeit vorgestellten Grafiken ersparen, auf deren Wiedergabe ich hier verzichte. Die 2-‰-Organismen schneiden am besten ab. Ab 4 ‰ ist der Schlupf gering verzögert, ab 16 ‰ verhindert. Was bedeutet dieses Ergebnis für die Praxis?

In diesem Fall verhalf mir ein Kochbuch zu weiteren Einsichten, um praxisorientiert die Dosierung nachzuvollziehen. In diesem Kochbuch waren die Mengen dargestellt. "Das grosse Menükochbuch" aus der Verlagsgruppe Bertelsmann verschweigt zwar schamhaft sein Erscheinungsdatum. Meine Esserfahrungen deuten angesichts der Rezepte auf das Ende der 60er Jahre. Damals fasste nach Auskunft des Buches ein Teelöffel 5 g Salz. Die Gegenprobe mit neueren Werken der feinen Küche bestätigte meine Vermutung, dass die Teelöffel inzwischen etwas kleiner geworden sind. Dennoch liegen wir auch heute mit 4,5 g noch nahe an der genannten Grösse, wobei vom gestrichenen Löffel ausgegangen wird.

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Leitfähigkeit und Osmose

Hildebrandt weist in einem kurzen Beitrag (2001) darauf hin, dass die Zugabe von Kochsalz die Leitfähigkeit kräftig erhöht. Ein Teelöffel Salz von 5 g auf 10 l führt zu einem Wert von ca. 1000 µS/cm (1 g Salz/l = 2000 µS/cm). Er schilderte, dass ihm oft nach dem Kauf neuer Fische diese innerhalb kürzester Zeit verstarben. Erklärbar ist dieses Phänomen in einigen Fällen mit dem osmotischen Druck, der sich beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Stoff- und Salzkonzentrationen, hier das Wasser und die Körperflüssigkeit des Fisches, an einer halbdurchlässigen Membran (z. B. Kiemengewebe und Schleimhäute) bemerkbar macht. Die Flüssigkeit mit der höheren Konzentration versucht, sich in die geringere Konzentration auszudünnen. Diese Stoffwechselbelastung kann den Fisch überfordern. Er stirbt an Sekundärinfektionen, wie dem Oodinium.

Höhere Dosierung verzögert Schlupf

Wollen wir die dargestellten Ergebnisse für die aquaristische Praxis bewerten, zeigt sich, dass bei einem, aber auch bei zwei Teelöffeln Kochsalzzusatz positive Auswirkungen beim Transport und bei der Haltung unserer Fische zu erwarten sind. Bei der Zucht ist für den Schlupf etwa ab drei bis vier Teelöffeln mit Verzögerungen zu rechnen. Wir bewegen uns dann bereits bei über 2 ‰. Dabei unterstelle ich, dass bei der täglichen Handhabung eher ein gehäufter als ein gestrichen gefüllter Löffel verwandt wird. Empfehlungen von zwei gehäuften Esslöffeln Kochsalz pro 10 l (Bech, 1983) sollten nicht verallgemeinert werden, könnten aber bei einzelnen Arten durch praktische Erfahrungen wie z. B. bei Aplocheilichthys spilauchen abgesichert werden. Aplocheilichthys pumilus kam bei mir ohne jeglichen Zusatz aus.

Oodinium
Nothobranchius foerschi mit Oodinium-Befall

Zu Beginn dieses Beitrages habe ich auf eigene abweichende Erfahrungen mit Nothobranchius verwiesen. Das abgebildete Nothobranchius foerschi-Männchen verdankt seinen Oodinium-Befall meinem Ehrgeiz, ohne Salzzusatz auskommen zu wollen. Bei allen anderen von mir bisher gepflegten Killifischgattungen zeigte sich eine derartige Empfindlichkeit nicht. Bei anderen Gattungen von Cichliden, Labyrinthern usw. habe ich von vornherein auf eine Zugabe verzichtet. Es ist anzunehmen, dass sich diese auch in der Eientwicklung mit oder ohne Zusatz widerspiegelt. Doch zur Überprüfung bedarf es weiterer Untersuchungen.

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Literatur:

Bech, R. (1983): Zur Haltung und Zucht von Aplocheilichthys spilauchen (Dumeril, 1859). AT 30(2): 58 - 61.

Dr. Foersch, W. (1956): Pflege und Zucht von Cynolebias nigripinnis. DATZ 9(2): 35 - 39.

Forsmann, L. (1991): Salzzusatz verringert Transportstreß bei Zandern. Fischer & Teichwirt 42(3): 12.

Hildebrandt, Stephan (2001): Die Leitfähigkeit des Wassers. DKG-J. 33(4): 121-123.

Meinelt, T. und Stüber, A. (1991): Subchronische Toxizität von NaCl-Bädern. Fischer & Teichwirt 42(12): 427 - 428.

Pinter, H.: Handbuch der Aquarienfischzucht. Kernen-Verlag, Stuttgart, 1. Aufl., 1966 sowie 5. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1998.