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Alles dreht sich ums Ei: Zur Zucht der annuellen und nichtannuellen Killifische.

Der Artikel ist etwas länger. Deshalb biete ich die nachfolgenden Sprungmarken an, mit denen Du Dich etwas bequemer im Text bewegen kannst.
Einführung
Der Ansatz
Die Behandlung der Eier
Die Aufzucht
Schlussbetrachtung

Einführung

Von unseren Killifische erhalten wir in der Regel ohne grössere Probleme befruchteten Laich. Die Zucht dreht sich deshalb schwerpunktmäßig um die gesunde Entwicklung, um den erfolgreichen Schlupf und schließlich die Aufzucht des Nachwuchses. Dennoch sollte nicht aus den Augen verloren werden, dass erst gut vorbereitete, also entsprechend konditionierte Elterntiere die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nachzucht bilden. Dies wäre jedoch ein eigenes Thema, auf das hier nur hingewiesen werden soll.

In diesem Beitrag stelle ich den eigentlichen Ansatz, die Behandlung der Eier sowie die Aufzucht der Jungfische dar. Dabei unterscheide ich nach annuellen und nichtannuellen Killifischen. Unsere Annuellen zeichnen sich durch eine oder mehrere Diapausen aus, die die Embryonen während ihrer Entwicklung durchlaufen. Die Nichtannuellen entwickeln sich im Ei hingegen kontinuierlich. Eine Unterscheidung nach Boden-, Haft- oder Pflanzenlaicher halte ich nicht mehr für zeitgemäß. Schließlich können wir Haftlaicher beobachten, die sowohl am Boden als auch an den Pflanzen laichen, ähnliches gilt für Pflanzenlaicher. Die Übergänge sind fliessend, während die Eientwicklung bestimmt, welche Techniken ich anwende (Trockenlegen des Laiches, Entwicklung in Wasser).

Wollmops erleichtern das Ablesen der Eier
Wollmops werden aus synthetischer Wolle gefertigt

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Der Ansatz

Für die Vermehrung unserer Killis können wir verschiedene Ansatzarten wählen:

  • Kurzansatz

  • Daueransatz

  • Gruppenansatz

Im Kurzansatz werden gut konditionierte Zuchttiere für eine paar Stunden zusammengesetzt. Anschließend werden sie wieder getrennt. Deshalb können hierfür relativ kleine Aquarien verwendet werden (zehn Liter und weniger). Einem Ansatz können im gleichen Becken weitere folgen, wobei in meinen Augen jedoch die Gefahr besteht, daß Laich des zuvor angesetzten Paares gefressen wird und Eier verderben. Ich beschränke mich daher stets auf den Ansatz eines einzigen Paares/Trios bzw. einer einzigen Zuchtgruppe. Nach der Entfernung der Elterntiere wird das Becken wieder aufgelöst und der Laich artgerecht versorgt. Bei den Nichtannuellen kann dies die Lagerung der Eier im Wasser sein, bei den Annuellen wird der Torf durch ein feines Netz gegossen und nach dem Abtrocknen in Plastikbeuteln verpackt.

Im Daueransatz werden die Elterntiere in größere Becken gesetzt und entsprechend gepflegt. Das Laichsubstrat wird von Zeit zu Zeit entnommen und die Eier ggf. abgesammelt und in Wasser gelagert, bzw. der Torf entnommen, ausgedrückt und angetrocknet, bevor er in Plastikbeuteln verstaut wird.

Kunststoffbeutel mit Torf
Ohne Beschriftung verliert man leicht den Überblick

Der Gruppenansatz ist lediglich eine Modifikation des Kurz- oder Daueransatzes, der jedoch üblicherweise nur mit einem Pärchen oder einem Trio durchgeführt wird. Entsprechend größer müssen die Aquarien ausfallen. Ich habe z. B. im Gruppenansatz Austrolebias bellottii mit vier Männchen und über zehn Weibchen in einem 200-l-Aquarium gezogen. Dadurch sieht man das gesamte Verhaltensrepertoir der Art. Und noch niemals hatte ich derart stahlblaue Tiere gesehen!

In diesen Ansätzen geht es darum, reichlich Laich zu erhalten und gleichzeitig die Agressivität unserer Killis unter Kontrolle zu halten.

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Die Behandlung der Eier

Die Eier unserer Killifische härten innerhalb kürzester Zeit aus. Wir können sie deshalb bedenkenlos anfassen. Auch das Ausdrücken des Torfes überstehen sie in der Regel schadlos. Lediglich frisch abgelegten, d. h. wenige Minuten alten Laich könnten wir zerdrücken.

Für die weitere Behandlung des Laiches müssen wir zwischen zwei grundsätzlichen Techniken unterscheiden:

  • Nassmethode

  • Trockenmethode

Bei der Nassmethode werden die Eier in Wasser gelagert. Dies hat den Vorteil, daß wir die Entwicklung kontinuierlich verfolgen können. Viele Züchter geben Medikamente gegen Laichverpilzung ins Wasser. Ich sehe inzwischen hiervon ab. Die Killieier sind sehr widerstandsfähig. Bei der Kontrolle sollten verpilzte Eier entfernt werden, was die Gefahr für die anderen reduziert. Zudem sehe ich das Problem, daß hier möglicherweise die Eihülle gegerbt und damit der Schlupfprozess negativ beeinflußt wird. Tauchen Junge auf, werden diese mit einem Löffel abgeschöpft oder aus dem Aquarium abgegossen und entsprechend aufgezogen.

Besonders Anfänger verwenden für solche Beobachtungen viel Zeit und die sollte man sich ruhig nehmen. Wird die Anlage jedoch größer und wir haben uns die Entwicklung des Laiches bereits zigmal angesehen, richtet sich das Interesse mehr auf den erfolgreichen Schlupf. Und gerade dieser will ab und zu bei der Nassmethode nicht so recht gelingen. Um solchen Schlupfproblemen zu begegnen, wird allerhand versucht. Dabei gehen die Killianer von der Sauerstoff-Theorie Peters aus, wonach das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Sauerstoff sowohl die Entwicklung der Killieier als auch deren Schlupf steuert. So wird mit immer dem gleichen Ziel z. B. CO2 eingeblasen (Atemluft), Trockenfutter aufgestreut oder der Laich für kurze Zeit der Kälte der Tiefkühltruhe ausgesetzt. Die Erfahrung lehrt, daß jeder Versuch an schlupfreifen Eiern einen gewissen Anteil an weiterem Schlupf bringt. Dennoch bleiben häufig einige Eier übrig, die allen Anstrengungen widerstehen.

Dünge- und Fasertorf
Links sogenannter Düngetorf, rechts Fasertorf

Bei den Annuellen legen wir regelmäßig den Laich trocken. Oben wurde bereits beschrieben, dass der Torf hierzu durch ein feines Netz gegossen und dann ausgedrückt wird. Für einige Tage wird er im Raum gelagert, bis er etwa tabaktrocken ist. Dann wird er bis zum Aufguss in beschrifteten (!) Plastikbeuteln verpackt. Viele Züchter öffnen diese Beutel von Zeit zu Zeit und lockern den Torf, um Sauerstoff heranzulassen. Ich spare mir diesen Aufwand. Nach meiner Vorstellung sucht sich der Sauerstoff ohnehin seinen Weg, was letztendlich der erfolgreiche Schlupf vieler Arten zu bestätigen scheint. Etwas schwieriger ist es, bei dieser Methode die Schlupfreife der Eier zu beurteilen. Hier bietet es sich an, beim Herannahen des Schlupftermines einzelne Eier aus dem Torf herauszupulen und unter dem Mikroskop oder dem Vergrösserungsglas in dieser Hinsicht zu beurteilen. Ich verlasse mich auf die inzwischen in meinem Fischkeller ermittelten Erfahrungswerte und giesse dann ohne derartige Kontrolle auf. Auch dieser Weg führt zum Erfolg. Dass es bei Arten aus dem nördlicheren Südamerika wie z. B. Renova oscari damit Probleme gibt, weil ihre Diapausen offensichtlich deutlicher streuen, will ich nicht verschweigen. Die geschlüpften Jungfische giesse ich schließlich über die Kante des Aquariums in ein anderes Becken um.

Alles könnte so einfach sein, wenn wir die Arten so klar der Nass- oder der Trockenmethode zuordnen könnten. Doch es gibt eine Gruppe sogenannter Semiannueller, die man sowohl mit der einen als auch mit der anderen Methode aus dem Ei bekommt. Dabei halte ich diese Bezeichnung "semiannuell" für ungenau, denn ihr Entwicklungsmodus bleibt annuell und ihre Fähigkeit, sich auch im Wasser durch Verkürzung einer oder mehrer Diapausen zu entwickeln, macht sie nicht zu Semiannuellen. Dieses Phänomen zeigt vielmehr die Anpassungsfähigkeit der Natur, die allerdings weniger auf unsere Verhältnisse in den Aquarien sondern vielmehr auf die unterschiedlich Niederschlagsverhältnisse vor Ort zielen.

Daneben gibt es Arten z. B. bei den Rivulus oder Sriptaphyosemion, deren Eier ständig im Wasser verpilzen. Hier hilft nur die Vermehrung mit der Trockenmethode oder das Aufkommenlassen der Jungen im Elternbecken. Bei Scriptaphyosemion cauveti hat es genügt, die Eier auf den Torf zu legen. Die Luftfeuchtigkeit in der verschlossenen Dose und der Kontakt zum nassen Torf reichten für eine erfolgreiche Entwicklung aus.

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Die Aufzucht

Sind die Jungen geschlüpft, gehen sie sofort auf Futterjagd. Die Größe des ersten Futters richtet sich natürlich nach der Maulspalte. In der Regel werden wir mit Artemianauplien ein Futter reichen, das bewältigt werden kann. Doch es gibt auch Arten, die kleineres Futter benötigen. Ich bin in der glücklichen Lage, während langer Perioden des Jahres auf Staubfutter zurückgreifen zu können. Hierzu siebe ich das Tümpelfutter entsprechend aus und füttere dann nur aus dem untersten Sieb. Wer keine Gelegenheit zum Tümpeln findet oder keine Lust hierzu hat, kann z. B. auf Mikro oder Essigälchen zurückgreifen. Mikro sinkt zu Boden, während Essigälchen sich längere Zeit im Wasser schwebend halten. Sie werden von den von mir gezogenen Killis (Aphyosemion, Südamerikanische Bodenlaicher) gerne genommen.

Schon bald können Grindalwürmchen zugefüttert werden und die Fische sind aus dem Gröbsten raus.

Zahlreiche Wasserwechsel unterstützen die Aufzucht sehr. Sie wirken scheinbar direkt auf den Stoffwechsel und tragen dazu bei, Krankheiten zu vermeiden. Genügend gross dimensionierte Aufzuchtaquarien kompensieren die Agressivität der Arten, die sich schon bei kleinsten Jungen zeigt. Der Kampf ums Überleben, der Kampf um das beste Futter beginnt früh. Stehen die Tiere eng, empfiehlt es sich, die Weibchen für einige Zeit von den Männchen zu trennen, damit sie eine gute Größe erreichen, bevor sie dann endgültig zur Zucht angesetzt werden.

Ein Problem bei der Aufzucht mancher Killiarten stellt das ungleiche Geschlechterverhältnis dar, ein Problem, das hier nur angedeutet werden kann. Es versteht sich von selbst, dass eine Reihe entsprechender Zuchten den Liebhaber dazu verführt, andere Arten zu wählen. Lohnend ist der Versuch, mit häufigen Ansätzen mit unterschiedlichen Tieren und zu verschiedenen Jahreszeiten (also bei unterschiedlichen Raumtemperaturen, ggf. mit dem Heizer erzeugt) diesem Phänomen zu begegnen.

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Schlussbetrachtung

Die Zucht der Killifische ist leichter, als sich dies mancher Aquarianer vorstellt. Nachdem sich unsere Killifische auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Australien verbreitet haben, gibt es bei den individuellen Ansprüchen hinsichtlich Wasserchemie, -temperatur, pH-Wert oder Entwicklungsdauer des Laiches teilweise erhebliche Unterschiede. Diese Detail-Informationen findest Du so nach und nach auf meiner Homepage bei der Besprechung der einzelnen Arten. Bitte rufe diese entsprechend ab. Sollte die von Dir gepflegte Art noch nicht behandelt sein, greife bitte auf die Erfahrungen zu einer näher verwandte Spezies zurück. Zudem ist das Internet voll von Erfahrungsberichten.

Sofern Du zu dieser Thematik Fragen hast, kannst Du Dich gerne per eMail an mich wenden. Allerdings bitte ich zu berücksichtigen, dass ich nicht immer gleich postwendend auf alle Fragen eingehen kann und mir vorbehalte, sich häufende Fragen auf der Homepage für alle Fragesteller zu beantworten. Natürlich würdest Du in diesen Fällen einen Hinweis erhalten.

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