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Fische mit Sommerpause oder: "Die Fabel vom Dauerei"!

In den ersten Tagen meiner Killianerzeit sog ich Artikel über meine auserkorenen Lieblinge förmlich ein. Stunde um Stunde verbrachte ich mit verschiedenen Jahrgängen des DKG-Journals, um auf die Erkenntnisse zu stoßen, die mir bisher entgangen waren. Es war eine schöne Zeit und ich habe sicherlich viel hinzugelernt, ohne einzelne Fehler selbst begehen zu müssen. Der obligatorische vertrocknete Killi blieb mir dennoch nicht erspart. Eierlegende Zahnkarpfen springen eben zielsicher.

Vertrockneter Fundulopanchax sjoestedti
Lückenlos sollten die Aquarien abgedeckt werden. Haushaltsfolie hilft!

Ebenso zielsicher steuerte ich zunächst auf kleine Aphyosemion zu. Sie begleiteten mich viele Jahre. Nebenbei interessierte ich mich jedoch schon damals für die Südamerikanischen Bodenlaicher, die als annuelle Killis bezeichnet werden. Ich verschlang alles an Literatur, was es auch auf diesem Gebiet gab. In einer Zeitschrift von 1977 las ich dann wortwörtlich: " Der Laich von Cynolebias (Anmerkung Dieter Ott: heute Austrolebias) nigripinnis läßt sich mehrere Jahre lebend aufbewahren, wenn man das Laichsubstrat mit Wasser bedeckt hält. Der Fisch braucht ja zwingend eine Trockenperiode zur Laichentwicklung. Läßt man diese ausfallen, so tritt das genannte Phänomen ein..."

Bei einem anderen, sehr bekannten und von mir verehrten Aquarianer hieß es in den 60-er Jahren: "Übrigens kann man sowohl von longipinnis als auch von elegans die Eier über anderthalb Jahre im feuchten Torf aufbewahren, und ich nehme an, daß dies auch der Fall ist mit den Eiern der peruensis..." (Anmerkung Dieter Ott: Mit Pterolebias elegans war Cynolebias (heute Nematolebias) whitei gemeint.)

Bei mir vermehrten sich die Aquarien inzwischen munter weiter. Denn kleine Aphyosemion-Arten sind sehr reizvoll, aber auch sehr zahlreich. So kamen mir die annuellen Arten sehr gelegen. Denn beim Studium der Berichte hatte ich den Eindruck gewonnen, dass es nicht so drauf ankäme, wann ein derartiger Ansatz aufgegossen werde. Ich gewann eher die Überzeugung, daß den Erfolg oder Misserfolg der "tabakfeuchte", trockene oder nasse Torf je nach Art ausmache und eben hierin das Geheimnis läge. Wenn Du ebenso wie ich Nichtraucher bist, kennst Du bereits etwas dieser Fragestellung innewohnenden Problematik.

Um der ganzen Arbeit Herr zu werden, legte ich regelrechte "Sommerpausen" ein. Torfansatz um Torfansatz wurde gesammelt. Damit es auch ja etwas würde, d. h. damit auch in jedem Fall einige Jungfische schlüpfen würden, legte ich sie mal "tabaktrocken", mal trocken und mal nass in den Sommerschlaf und harrte der Dinge. So reihte sich Misserfolg an Misserfolg. Die wenigen Jungen, die auskamen, ließen mich zunächst daran glauben, daß der Torf vielleicht doch nicht trocken, nass oder sonstwie genug gelagert worden sei. Lediglich bei Austrolebias nigripinnis und Simpsonichtys boitonei stellten sich Erfolge ein, die ich allerdings auf den besonderen Ansatz der Elterntiere zurückführte.

Durch Zufall beteiligte ich mich an einer Diskussion um die scheinbar immer kürzer werdenden Entwicklungszeiten bei Nothobranchius rachovii. Dabei interessierten mich Nothobranchius nur gelegentlich. Ich überließ sie Freunden, die wärmere Fischkeller als ich hatten (Vielleicht sollte ich selbst dieses Vorurteil einmal überprüfen.). Jedenfalls versuchte ich es mit wesentlich kürzeren Lagerzeiten und fand hierzu auch Literatur, die ich bisher nicht beachtet hatte. Und siehe da, es klappte.

Heute stellt sich mir die Eientwicklung der südamerikanischen Annuellen recht klar dar. Wie jedes Lebewesen findet sich auch bei ihrer Entwicklung ein Optimum, von dem bei der Nachzucht im Aquarium nicht abgewichen werden sollte. Etwas kompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass im Experiment unter den eigenen häuslichen Bedingungen dieses Optimum zunächst einmal zu suchen ist. Dabei sind die Erfahrungswerte anderer Aquarianer Ergebnisse, an denen sich jeder orientieren kann. Insoweit gab es bereits eine ganze Reihe von Beiträgen im DKG-Journal, der Vereinszeitschrift der Deutschen Killifisch Gemeinschaft.

Bei verschiedenen Parametern suchen wir das Optimum.

Schauen wir uns die Einzelheiten näher an, so stoßen wir auf die sogenannte Diapause. Hierbei handelt es sich um Entwicklungsverzögerungen, deren Ursache zunächst unbekannt war. Peters hat bereits 1963 in einer längeren Arbeit wichtige Erkenntnisse zusammengetragen und durch Untersuchungen gestützt. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass die Diapausestadien in ihrem zeitlichen Verlauf unterschiedlich ausfallen können. Eben aus diesem Grunde kann man die vorgenannten Erfahrungswerte nicht unbesehen in die eigenen vier Wände übernehmen.

Die Versuche zeigten, dass sich die Eier im Wasser entwickelten. Hierzu kamen die Keime in Petrischalen bei 5 mm Wasserstand. Versuche unter fließendem Wasser scheiterten. Bei meinen Zuchten verliefen Versuche, eine möglichst große Eimenge durch längere Bespannung der Eier im Ansatz zu erzielen, nie positiv. Ich gehe aufgrund der im entnommenen Torf gefundenen Eier und der Schlupfergebnisse davon aus, daß viele Eier bereits vor dem Trockenlegen zugrunde gingen. Dabei betrachte ich - um hier keine Missverständnisse entstehen zu lassen - meine Zuchten als normale aquaristische Einzelbeobachtungen und nicht als wissenschaftliche Arbeit. Diese wissenschaftlichen Arbeiten gibt es inzwischen. Sie zu referieren ist eine Aufgabe außerhalb dieses Beitrages.

Wir sollten wissen, dass im Labor von Peters sich auch Grenzen für evt. "Dauereier" zeigten, auch wenn zwischen Nass- und Trockenentwicklung unterschieden werden muß. Nach spätestens viereinhalb Monaten war der letzte Keim abgestorben. Grenzen setzt der Eidottervorrat. Wenn er verbraucht ist, erlischt das Leben. Es ist davon auszugehen, dass ab einem gewissen Stadium die Eier nur scheinbar in der Diapause ruhen. Sie haben die Fähigkeit zum Schlupf verloren. Deshalb wird es interessant sein, die immer wieder in der Literatur zitierten Dauereier einmal näher zu untersuchen. Erst dann wird sich beurteilen lassen, ob sie tatsächlich noch schlupffähig sind. Bei mir wollten sich Embryonen von Pterolebias longipinnis jedenfalls aus der Eihülle nicht befreien, obwohl ich mehrfach mit zeitlichen Abständen klar das Auge der im Ei ruhenden Nachzuchten sehen konnte. Und dies wird allgemein als Zeichen für den bevorstehenden Schlupf angesehen. Schließlich verlor ich die Geduld und packte den Torfansatz zum Stapel "Sommerpause".

Auch wenn wir noch heute davon ausgehen müssen, dass die Frage der Dauereier nicht endgültig geklärt ist, steht eines fest: Mit Dauereiern können wir keine erfolgversprechende Zucht gewährleisten!

    Literatur:
  • Nieuwenhuizen, A. v. d.: Pterolebias peruensis. DATZ 15(1): 3 - 6, 1962
  • Peters, N.: Embryonale Anpassung oviparer Zahnkarpfen aus periodisch austrocknenden Gewässern. Int. Revue ges. Hydrobiol. 48(2): 257 - 313, 1963
  • Peters, N.: Zur Embryonalentwicklung bodenlaichender Zahnkarpfen. DATZ 16(7): 201 - 204, 1963
  • Schrey, W. Chr.: Tänzer im Aquarium: Cynolebias nigripinnis (Regan, 1912), der Schwarzflossige Fächerfisch. DATZ 30(1):13 - 15, 1977
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